Anfang Mai stehen uns drei intensive Teamtage bevor. Die Planung für diese Tage steht und darum soll es heute in meinem Artikel gehen. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, wo das "Team steht" und wo es hingehen könnte. Welche Methoden können uns alle unterstützen, gemeinsam etwas zu erreichen?
In meiner beruflichen Praxis habe ich viele Teams bei der Teamentwicklung begleitet, manche erfolgreich, andere weniger erfolgreich. Jedes Mal habe ich wieder etwas dazu gelernt. Insofern fühle ich mich wohl gerüstet für unsere eigenen Teamentwicklungsprozesse. Was ist anders? Dieses Mal bin ich ein Teil dieses Teams-to-be. Ich bin nicht in der (recht komfortablen) Moderatorinnenfunktion, sondern in der vielbeklagten Doppelrolle: Moderatorin des Prozesses und gleichzeitig Teil des Prozesses mit der besonderen Rolle der Leitung. Das wird eine spannende neue Erfahrung. Dennoch habe ich mich entschieden, auf eine externe Moderation zu verzichten. Denn in erster Linie geht es mir um einen offenen Austausch. Der wiederum erfordert zwingend Vertrauen. Wie sehr das bisher gewachsen ist, wird sich zeigen.
Unsere Teamtage werden eine Reise in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Wir beginnen alle Tage mit einem kleinen Warm up zum Ankommen. Nach einer Orientierung für den Tag starten wir am ersten Tag mit einer Erwartungsabfrage. In diesem Falle bitte ich die Teilnehmerinnen, auf eine Moderationskarte zu notieren, was sie in jedem Falle in diesen drei Tage erleben und erreichen wollen und auf eine weitere, was auf keinen Fall passieren darf. In Murmelgruppen können sie sich dazu kurz austauschen und dann sammeln wir gemeinsam die Karten. An den zwei folgenden Tagen werfen wir immer wieder einen Blick auf diese Karten, um zu überprüfen, ob wir den Erwartungen gerecht werden können. Für mich ist diese Abfrage wichtig, um ggf. Abläufe anzupassen und mich darauf einstellen zu können, was die Bedarfe der Gruppe sind.
Als vierten Punkt in der Einstiegsphase geht es um die Verabredung von Spielregeln für diese Tage. Ich gebe eine Reihe von Spielregeln vor, die diskutiert, angepasst und ergänzt werden können. Wichtig sind mir dabei vor allem die Punkte: Jede ist für sich selbst verantwortlich. Dahinter steht sowohl, dass ich verantwortlich bin für das, was ich sage und tue als auch für das, was ich nicht sage und tue. Ebenso gilt es "man" und "wir" zu vermeiden und für sich selbst zu sprechen. Verbunden ist damit darüberhinaus die Erlaubnis, sich für oder gegen das Mitmachen bei den einzelnen Punkten zu entscheiden. Manch ein*e Teilnehmer*in hat einen guten Grund, nicht an einer Methode zu beteiligen. Dafür soll sich niemand rechtfertigen müssen.
Vergangenheit - Tag 1
Wir beginnen nach dem Einstieg in den Tag mit den Gefühlsmonstern (Wie bin ich hier angekommen?) mit einem 68-Tage-Feedback. Diese Methode (eigentlich 100-Tage-Feedback, aber auf die bringen wir es noch nicht) habe ich bereits mit mehreren Teams ausprobiert und sie hatte den Effekt, dass Teammitglieder, die jeden Tag eng miteinander arbeiten, plötzlich erkennen, dass sie einiges nicht voneinander wussten. Das zu wissen, wäre jedoch für den Arbeitsprozess durchaus hilfreich gewesen.
Für dieses Feedback erhält jede*r Teilnehmer*in ein Maßband. (Ich besorge immer die von IKEA. Sie lassen sich unkompliziert beschreiben und sind kostenfrei.) Jede*r beurteilt nun die vergangenen Tage danach, wie er*sie diese Zeit erlebt hat. Stressige, belastende Tage werden mit rot markiert, ruhige und unbelastete Tage mit grün. Weiß bleiben die Tage, die nicht besonders waren oder bei denen ich mich nicht erinnern kann. Zum Schluss sucht sich jede*r zwei Steine aus: einen für DAS Highlight und einen für DEN Tiefpunkt. Diese werden an der jeweiligen Stelle aufgeklebt. Danach gehen die Teilnehmenden in den Austausch über ihr Erleben. In meinem Falle werden sie das in den einzelnen Abteilungen tun. Zum Abschluss gehen wir in der Gesamtgruppe auf der Metaebene in den Austausch: Gab es Überraschungen? Welche Erkenntnisse wurden gewonnen? Welche Schlussfolgerungen ziehen wir ggf. aus dieser Übung?
Danach gehen wir in die Übung der "Baummenschen". Auf einem Arbeitsblatt ist ein Baum dargestellt, auf dem sich in unterschiedlichen Postionen kleine Männeken befinden. Jede*r Teilnehmende markiert einen Menschen für seine Position im Team in der Vergangenheit, einen für die Gegenwart und einen für die Zukunft (Wunsch). anschließend können die Teilnehmenden mit denen in den Austausch gehen, mit denen sie sich darüber austauschen wollen.
In einem dritten Schritt finden sich auf freiwilliger Basis Gruppen zusammen (Paare, zu dritt). Jede Gruppe nimmt sich grüne und rote Moderationskarten und Stifte mit. Aufgabe ist es, gemeinsam einen Spaziergang zu machen und zu überlegen: Was ist in der Vergangnenheit in unserem Team gut gelaufen und ist deshalb erhaltenswert? - Das wird auf die grünen Karten geschrieben. Was ist nicht so gut gelaufen?/Welche Konflikte gab/gibt es, die wir nicht bearbeitet haben?/Was belastet mich noch? - Das wird auf die roten Karten geschrieben.
Anschließend kommen alle wieder zusammen und schauen gemeinsam zuerst die roten Karten an. Ggf. gehen wir in den Austausch über die Karten. Hier gilt wieder, dass nur das angesprochen werden soll und muss, was der/die Einzelne ansprechen will. Wenn der Austausch zu den roten Karten beendet ist, entscheidet das Team gemeinsam, was mit den roten Karten passieren soll. Sollen sie vernichtet werden? Oder bleiben sie erhalten, weil sie auch ein Teil der gemeinsamen Vergangenheit sind?
Zum Abschluss dieses Tages schauen wir auf die grünen Karten. Nachdem jede*r Teilnehmende/Gruppe die Karten vorgestellt hat, clustern alle gemeinsam. Das Clustern löst oft nochmal neue Gespräche zu den einzelnen Themen aus und es wird häufig deutlich, wo es Übereinstimmungen gibt und wo Unstimmigkeiten. Entsprechend kann mit den grünen Karten dann später weitergearbeitet werden.
Zum Ende des Tages führen wir ein kleines Tagesfeedback durch, einmal in der Runde zur Zusammenarbeit an diesem Tag. Zum anderen an einem Flipchart zur Moderation des Tages, also für mich persönlich.
Gegenwart - Tag 2
Einstieg in den Tag ist eine kurze Assoziation zu auf dem Boden liegenden Karten. Nun soll mit dem Blick auf die gesammelten Karten vom Vortag auf die Arbeitsorganisation im Haus geschaut werden. Was klappt gut bei uns? Machen wir davon mehr! Was wollen wir dringend ändern? Wir werden viel in die Diskussion gehen. Methodisch lasse ich mir hier Offenheit, denn ich muss an den Vortag anknüpfen. Vorbereitet habe ich Flipcharts zu Kommunikationsthemen (vier Seiten einer Botschaft, Ich-Botschaften, GFK..), denn die Kommunikation im Team sehe ich als eine große Herausforderung.
Am Nachmittag soll es nochmal um die einzelnen Person gehen. Vorbereitet ist ein Fragebogen zu der eigenen Berufsbiografie, dem Weg bis hierhin und den eigenen Wünschen für die Gegenwart und Zielen in der Zukunft. Im Anschluss habe ich einen Austausch angedacht und halte mir ansonsten die methodischen Möglichkeiten offen, um adäquat auf die Bedürfnisse der Gruppe eingehen zu können.
Zukunft - Tag 3
Während wir die ersten beiden Tage in anderen Räumen verbringen, werden wir am dritten Tag in unserer Kita sein. Ich habe eine Kunsttherapeutin eingeladen, die mit uns gemeinsam ein Teammalen veranstaltet. Angekündigt habe ich den dritten Tag als einen entspannten Tag mit Spielen.
Zu Beginn bekommen die Abteilungsteams die Aufgabe, Teammandalas zu erstellen und zwar lebendige Mandalas. Das heißt, sie können sich selbst, einzelne Körperteile nutzen, um ein Mandala zu kreieren. Außerdem machen wir Fotos für unseren Eingangsbereich.
Gegen 9:00 Uhr kommt die Kunsttherapeutin. Sie bringt eine 3m lange Leinwand mit und diese werden wir gemeinsam gestalten. Zum Abschluss der drei Tage grillen wir zusammen und machen uns eine gemütliche Tafel.