Worte können vieles bewirken. Und sie bleiben in unserem Gedächtnis. Was wir achtlos so dahin gesagt haben, behält mein Gegenüber möglicherweise und kann es nicht vergessen.
Daher plädiere ich für eine achtsame Kommunikation.
Mir ist wichtig, zu hören, was meine Kollegen und Kolleginnen zu sagen haben. Mich dabei selbst zurückzunehmen fällt nicht immer leicht. Ich rede selber sehr gern und in meinem Kopf entstehen schnell einhundert Ideen zu einem Problem oder einer Frage. Genau da liegt auch das Problem. Es sind meine einhundert Ideen und nicht die meiner Kollegin oder meines Kollegen. Was kann mein Gegenüber mit meinen Ideen anfangen? Im besten Falle fängt er*sie Feuer und versucht meine Ideen in ihre*seine Gedanken einzuordnen. Wie viel mehr ist es wert, eigene Ideen zu entwickeln!
Kennen wir nicht alle dieses Gefühl, wenn wir etwas für uns entdeckt haben und uns dafür begeistern? Dann verfolgen wir unser Ziel, komme, was da wolle. Kinder kennen dieses Gefühl. Ich beobachte Kinder in meiner Kita, die mit einfachen Plastikeinwegbechern Schlösser, Türme und Geburtstagstorten bauen und sich nicht beirren lassen, auch wenn das Gebilde immer wieder einstürzt. Über Tage hinweg verfolgen sie ihre Ideen. Die Bauwerke werden immer gewagter. Sie verfolgen ihre Idee bis sie erreicht haben, was sie wollen. Dann verfolgen sie einen neuen Traum. So ähnlich geht es mir auch mit meinen Ideen zu meiner Arbeit.
Ich arbeite mich gerade in meine neue Stelle ein. Und natürlich habe ich in erster Linie mit neuen Mitarbeitenden zu tun. Bevor ich mich beworben habe, hatte ich Gelegenheit die Kita anzuschauen und mir einen Eindruck zu verschaffen. Ich bin also in meine neue Stelle schon mit einer eigenen Vorstellung von den Mitarbeitenden gegangen. Natürlich gab es bereits im Vorfeld der Aufnahme der Tätigkeit und dann gleich in den ersten Tagen zahlreiche Gespräche mit Vorgesetzten und Mitarbeitenden. In diesen kamen Probleme und Konflikte mit einzelnen Menschen zur Sprache, gepaart mit Empfehlungen, wie ich damit umgehen solle. Darüber habe ich viel nachgedacht. Am Ende habe ich mich entschieden, meinen eigenen Weg zu gehen. Denn nur dieser fühlt sich für mich richtig an. Ob es ein günstiger Weg ist, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Und letztlich kann ich natürlich nie sagen, ob der mir von meinem Vorgesetzten vorgeschlagene Weg am Ende nicht doch der bessere gewesen wäre. Denn ich bin ihn ja nie gegangen. Ich muss mich mit meinen Wegen wohl fühlen. Sie müssen zu mir passen. Nur so kann ich authentisch und ehrlich als Leitungskraft agieren.
Diese Möglichkeit will ich auch meinen Kollegen und Kolleginnen zugestehen. Daher höre ich gut zu, was sie zu sagen haben, was sie bewegt, welche Gedanken sie sich machen, welche Ideen sie für sich entwickeln. Ich übe mich immer noch darin, ins Gespräch über unterschiedliche Sichtweisen zu gehen und sparsam mit Ratschlägen umzugehen. Anregungen zu geben und sie auch als solche zu verstehen, ist eine gute Methode, die eigene Perspektive einzubringen. Offen zu bleiben im Hinblick auf das Ergebnis der Überlegungen, die andere Idee wertzuschätzen, und auch auszuhalten, dass nicht alles so läuft, wie ich es mir vorstelle, motivieren Mitarbeitende selbst Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen.
Zusammenfassend stelle ich hier nochmal dar, was ich unter einen achtsamen Kommunikation verstehe:
* zuhören, zuhören, zuhören
* die guten alten Gesprächsregeln - aktives Zuhören, offene Fragen stellen, spiegeln
* Anregungen verstehen als einen möglichen Weg
* offen sein für Ergebnisse
* andere Ideen wertschätzen
* "in den Schuhen der Anderen laufen" - gelegentlich mal die Perspektive wechseln und die Welt mit anderen Augen sehen
So gelingt es möglicherweise, zuzuhören, um zu verstehen.